Feierstunde zur Genehmigung der Pflanzenschilfkläranlage Rabelsdorf Rabelsdorf – Seit 8. April haben die Rabelsdorf die Genehmigung des Landratsamtes Haßberge für den Betrieb der Pflanzenkläranlage für die nächsten fünf Jahre in der Hand; knapp fünf Monate später – man wählte das Kirchweihwochenende – wurde die Genehmigung in einer Feierstunde am Samstagnachmittag mit Landrat Rudolf Handwerker, vielen Wegbegleitern in den vergangenen 13 Jahren, darunter der frühere Anlagenbauer Hermann Hugel, und der Vorsitzende der „Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung“ (IKT), Sebastian Schönauer gefeiert. Der Feuerwehrverein Rabelsdorf, der den Bau der Kläranlage vorangetrieben und ausgeführt hatte, hatte zu der Feier eingeladen. Es waren ehrliche, offene Worte die im Verlauf der zwei Stunden gesagt wurden – wobei leise die Hoffnung aufkeimte, dass am „Modell Rabelsdorf“, wie es oft genannt wurde, und bei den anstehenden Genehmigungen solcher Anlage bei den Behörden ein Umdenken einsetzen müsse. Und so dankte der Vorsitzende des Feuerwehrvereins Dr. Diethelm Schorscher besonders Landrat Rudolf Handwerker für dessen Anwesenheit, der damit „ein wichtiges Signal gesetzt hat“. Auf den Landrat eingehend hob Schorscher lobend hervor, er habe „in den vergangenen zwei, drei Jahren uns aktiv unterstützt“ und dankte für das „ehrliche Engagement“. Einige Landräte, so Schorscher unter dem Applaus der Gäste, könnten sich „von Handwerker was abschneiden“. Er hätte sich gewünscht, dass vom Wasserwirtschatsamt, das eingeladen war, auch ein Vertreter hätte kommen können. Ausführlich ging Schorscher unter dem Thema „Licht und Finsternis“ auf die zurückliegenden 13 Jahre ein, seit den ersten Gesprächen für den Bau einer Kläranlage, über anstrengende behördliche Hürden – Schorscher sprach von einer „Mauer der Abneigung, Ignorierung, Überheblichkeit und Pragmatismus“ - dem unbändigen Willen der Rabelsdorfer, der Einweihungsfeier 2005 und einer damit verbunden behördlichen „Duldung“ des Betriebs bis zur jetzigen Genehmigung. Eines habe das kräftezehrende Projekt den Bürgern von Rabelsdorf gezeigt, meinte Dr. Schorscher: Ein Gefühl der Stärkung der Gemeinschaft und des demokratischen Verständnisses. Und: „Wir sind mittlerweile fast Profis in Sachen Abwasser geworden“. Aber auch die andere Seite der Medaille gab er zu verstehen: „Hätten wir gewusst, was uns erwartet, wären wir ins Grübeln gekommen, ob wir weiter machen“. Zufrieden stellte der Vorsitzende fest, nur wer sich einmische, könne prägen. Letztendlich wolle man der Jugend eine saubere Umwelt überlassen.
Landrat Handwerker Launig meinte Landrat Rudolf Handwerker die Rabelsdorfer hätten sich bei der „beispiellosen Eigeninitiative ein nicht ganz unproblematisches Projekt ausgesucht“, wofür er spontanen Beifall bekam. Zu der viel geplagten Phrase „Stand der Technik“, die den Rabelsdorfern immer wieder zu schaffen gemacht hatte, sagte Handwerker, unabhängig vom Stand der Technik sei das Ziel bei einer jeden Kläranlage, ob die geforderten Werte eingehalten werden oder nicht. „Wichtig ist, was hinten rauskommt“. Ob die Anlage über die vorerst genehmigten fünf Jahre hinaus weiter betrieben werden darf, liege an den technischen Werten. Handwerker: „Ein Konflikt ist für alle Zeiten weg, wenn die Anlage über die fünf Jahre hinaus die Parameter einhält“. Das ging den Rabelsdorfern sicherlich runter wie Öl. Handwerker weiter: „Der Bau des Kanals und der Kläranlage in Eigenleistung zeige beispielhaft, was in einer Bürgerschaft alles möglich ist“. Bürgermeister Martin „Was in den vergangenen 13 Jahren abgegangen ist, geht auf keine Kuhhaut“, sagte Bürgermeister Hermann Martin, der von Anfang an als Rabelsdorfer Bürger, Gemeinderat und jetziger Bürgermeister in der Planung und beim Bau mitgewirkt hat. Der Mut in den Ämtern zum Umdenken müsse aufgezeichnet werden, forderte er. Namentlich dankte er den Technikern und Ingenieuren Kurt Pörschke und Manfred Lang von der Verwaltungsgemeinschaft Ebern und Herwig Jugl aus Junkersdorf für die Unterstützung bei der Planung. Er zitierte sehr zum Schmunzeln der Gäste von der Einweihungsfeier im Jahr 2005 aus der Predigt vom damaligen Pfarrer von Altenstein und jetzigen Dekan Jürgen Blechschmidt. Martin hob hervor, der Gemeinderat „war immer mit Mehrheit hinter der Rabelsdorfer Anlage gestanden“. Er erinnerte an den Anlagenbauer Hermann Hugel, der am Samstag als Gast in Rabelsdorf weilte – „ohne dessen Idee und den Mut der Rabelsdorfer gäbe es diese Anlage nicht“. Schönauer, Vorsitzender der IKT Sebastian Schönauer, der Vorsitzende der IKT, hob hervor, mit dem Projekt Rabelsdorf habe man versucht, in den Behörden ein Umdenken zu installieren. Anlagen wie die Rabelsdorfer sollten endlich bei allen Behörden anerkannt werden, forderte er – weil viele Gemeinden noch heute auf eine Genehmigung warteten. Die IKT wolle erreichen, dass bei den dezentralen Anlagen eine Rechtsgleichheit hergestellt wird. Wichtig sei es, wie im Fall Rabelsdorf, Menschen zu haben, „die ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren“.Eingehend auf den früheren Teichanlagenbauer Hermann Hugel sagte Schönauer, Hugel habe in der Abwasserfrage nicht nur ein Modell entwickelt, sondern verstanden, mit einfachen Worten die Technik zu vermitteln.
IKT-Geschäftsführer Hermann Hugel Stolz auf das Engagement der Rabelsdorfer zeigte sich IKT-Geschäftsführer Hermann Hugel, der die Anlage mitgebaut hatte. Seine Philosophie beim Bau von Anlagen, die sich selbst reinigen: man müsse nur die kostenfreie Dienstleistung der Natur übernehmen – das sei die einfachste Geschichte der Welt.Weitere Grußworte übermittelten Werner Will aus Hohenhäusling (Oberfranken), die ein ähnliches Projekt in Arbeit haben, und Werner Wolter, 1. Bürgermeister der Gemeinde Hartenstein (Nürnberger Land).
Die Kosten Rabelsdorf – Der Einsatz der Rabelsdorfer Bürger für den Eigenbau einer Pflanzenkläranlage hat sich gelohnt – für sie, den Gemeindesäckel und dem Staat. Insgesamt 345 000 Euro hat die Anlage einschließlich des Kanalverlegens im Dorf gekostet. Verglichen mit einem Kostenvoranschlag von 1997 zum Anschluss von Rabelsdorf an die Kläranlage Ebern sind damit über die Hälfte der Kosten gespart worden, rechnete der Vorsitzende des Feuerwehrvereins, Dr. Diethelm Schorscher den Gästen am Samstagnachmittag vor. Die Betriebskosten liegen bei 0,90 Euro pro Kubikmeter Abwasser, verrechnet wird ein Euro. In der Gemeinde Pfarrweisach liegt die Abwassergebühr mit 1,80 Euro fast doppelt so hoch. Seit dem Jahr 2001 ist die Anlage „am Netz“ und wurde seitdem von behördlicher Seite aus „geduldet“ – die technischen Werte liegen seit vielen Jahren unter den gesetzlich zulässigen Höchstwerten. |
||||||||||