Unter 47 Dörfern aus zehn Bundesländern hat Rabelsdorf 1993 die Goldmedaille gewonnen. Ein derartiger Erfolg war bis dahin in Unterfranken nur zwei Orten gelungen. Dieses für Rabelsdorf besondere Ereignis war eine großartige Gemeinschaftsleistung, die sich über fast 10 Jahre erstreckte. Das ungewöhnliche dabei war, dass sie ohne staatliche Maßnahmen der Dorferneuerung vollbracht wurde. Prägende Kraft für die vielen Aktionen war der Feuerwehrverein mit seiner Ideenreichen Vorstandschaft an dessen Spitze "Motor" Herbert Och der die dörfliche Umgestaltung am Laufen hielt. Beratend zur Seite stand der leider bereits verstorbene Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege Willibald Roth. Hinzu kam, dass alle Rabelsdorfer Bürger sich anstecken ließen und mit großem Einsatz, im öffentlichen und im privaten Bereich, Beiträge zur Erreichung des gemeinsamen Zieles leisteten. So wurde das alte Brauhaus, das als Feuerwehrhaus genutzt wird, saniert, die Kirche renoviert, der betonierte Feuerlöschteich vergrößert und in einen naturnahen Dorfweiher umgestaltet. Alle unnötig versiegelten Flächen wurde entsiegelt und mit Schotterrasen begrünt, ein Spielplatz mit Häuschen, Spielgeräten und Bolzplatz angelegt, der Dorfbrunnen neu gestaltet, der Friedhof einheitlich mit Rasen, neuem Tor, Wassertrog und Sandsteinkreuz (private Spende) ausgestattet. Generalsaniert wurden auch die öffentlichen, historischen Kleingebäude Waage und ehemaliges Feuerwehrhaus. Hinzu kamen Pflanzungen von Großbäumen, Obstbaumalleen und Hecken.Auch im privaten Bereich wurde enorm viel geleistet. Fachwerke wurden freigelegt und renoviert, für Franken typische Hausanstriche, Türen, Fenster und Zäune angebracht. Höfe wurden geschmack- und stilvoll den neuen Bedürfnissen der Besitzer angepasst und viele Vorgärten erlebten eine wunderschöne Wiederbelebung. Bei allen Maßnahmen wurde immer darauf geachtet nichts Kurzlebiges zu schaffen, sondern etwas im Sinne des Wettbewerbtitels "Unser Dorf hat Zukunft" zu leisten.
Reaktionen zum Bundessieg 1993
Herbert Och, Vorsitzender des Feuerwehrvereins: Das ist die Krönung überhaupt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht mit Gold gerechnet. Dass wir Bronze bekommen würden, war ja hundert Prozent klar, aber Gold? Die Kommission hat’s wohl doch beeindruckt, dass wir nicht so überzogen daher gekommen sind, sondern schlicht und einfach dörflich. Auch wenn wir zwischendrin mal beim Wettbewerb ausgesetzt haben, haben wir doch neun Jahre daran gearbeitet. Ich freu mich riesig.
Willibald Roth, engagierter Betreuer der Rabelsdorfer: Bei Silber war ich mir persönlich sicher, an Gold habe ich nur geglaubt. Aber wenn man sich anschaut, was die Rabelsdorfer in ihrem Dorf geleistet haben, dann ist der Bundessieg verdient. Der Grundgedanke des Wettbewerbs, Gemeinschaftsgeist und Verantwortlichkeit ist hier ganz deutlich zum Ausdruck gekommen. Da gab es zwar eine gezielte Anleitung, aber kein Dorferneuerungsprogramm ; alles ist in manueller Arbeit entstanden. Es wird gesagt, ich habe Spuren hinterlassen. das Gold ist für mich nach mehr als 25 jähriger Tätigkeit auf diesem Gebiet auch ein persönlicher Gipfel. Gold war immer ein Traum. Für Rabelsdorf wird es weitergehen, die Leute wissen, worauf es ankommt. Der Wettbewerb will kein Monument schaffen, das angeschaut wird, sondern der Lebenswert soll verbessert werden und erhalten werden. Und das ist in Rabelsdorf Zug um Zug geschehen.
Gerhard Hufnagel, Bürgermeister der Gemeinde Pfarrweisach: Das ist phantastisch, das erste mal, dass ein Dorf im Landkreis Hassberge Bundessieger wird. Ich habe immer gehofft, dass es so gut ausgeht. Die Rabelsdorfer haben alles getan, was zu tun war und die Gemeinde konnte sie dabei unterstützen. Die Bürger Rabelsdorfs gewinnen mehr als eine Medaille; das Dorfbild und die Gemeinschaft hat sehr profitiert. der eigentliche Sinn des Wettbewerbs, dass die Bürger sich auf ihr Dorf besinnen, ist hier erreicht. Bestimmt hat’s dafür die höchste Punktzahl gegeben. Natürlich wird auch die Gemeinde und vielleicht ein künftiger Fremdenverkehrsverband von diesem Erfolg profitieren. Wir Pfarrweisacher sind stolz auf Rabelsdorf.
Dr. Wolfgang Schubert, Leiter Bewertungskommission für den Bezirk Unterfranken: In Rabelsdorf sind Dinge geschehen, an die man 1984 nicht glauben mochte. Damals gab es zum Beispiel zwei verfallene Häuser, eine mit Eternit verkleidete Fassade und ein unpassens bemaltes Gebäude. Drei Hämmer mitten im Zentrum. Die Rabelsdorfer haben ein sehr gutes Beispiel dafür geschaffen, dass solch ein Erfolg nicht von heute auf morgen zu erreichen ist. Hier muss man hart am Ball bleiben.